Kullander, 1983
Die Gattung Cichlasoma war lange Zeit ein großer, unüberschaubarer Sammeltopf für eine Vielzahl von verschiedenen Cichliden (großteils aus Mittelamerika).
Seit der Revision von Kullander wurde diese Gattung von über
100 Arten auf ca. ein Dutzend verkleinert. Viele Arten, die jetzt nicht mehr zu dieser Gattung gezählt werden, jedoch auch noch keiner anderen Gattung zugeordnet werden konnten, werden dann oft als „Cichlasoma“ (z.B.: “Cichlasoma“ festae) bezeichnet.
Cichlasoma amazonarum jedoch ist eine der wenigen echten Cichlasoma.
Das Verbreitungsgebiet dieser Art erstreckt sich vom Rio Ucayali in Peru über den ganzen Amazonas bis kurz vor dessen Mündungs-gebiet in den Atlantik.
In der Natur erreicht diese Art so um die 12 cm – im Aquarium kann sie auch größer werden, was aber meist daran liegt, dass diese Tiere in Gefangenschaft gemästet werden.
Als Allesfresser sind sie nicht sehr wählerisch beim Futter.
Von Lebend- Frost- und Kunstfutter wird alles gefressen, wobei eine leichte Bevorzugung von tierischem Futter zu bemerken ist. Ballaststoffreiche Kost wie z.B. Gammarus ist bei mir eine der Hauptfuttersorten.
An die Wasserbeschaffenheit stellt C. amazonarum keine besonderen Ansprüche. Bei mir wird diese Art in normalem Leitungswasser gehalten (ca. 7- 7,8 pH und manchmal sehr hohen GH-Werten von 30°). Auch für die Nachzucht ist kein besonderes Wasser notwendig. Sauber sollte es sein (regelmäßiger Wasserwechsel von ca. 30 bis 50 % - aber das sollte bei der Cichlidenhaltung ja selbstverständlich sein).
In Aquarien mit wenigen Versteckmöglichkeiten ist Cichlasoma amazonarum eher schüchtern.
Bietet man der Art Versteckmöglichkeiten in Form von Wurzeln, Blumentöpfen und Pflanzen wird sie handzahm.
C. amazonarum ist sehr durchsetzungsfähig, auch gegenüber größeren Arten. Vor allem wenn sie in einer Elternfamilie ihre Jungen verteidigen. Dies geht sogar so weit, dass sie die Hand des Pflegers attackieren. Ich hatte einmal die Abdeckung offen gelassen und über dem Aquarium zu tun gehabt.
In "Todesverachtung" visierte das pflegende Männchen meine Hand an und landete dann schließlich vor dem Aquarium auf dem Boden. Ich habe es natürlich sofort wieder in das Aquarium gesetzt und die Abdeckung geschlossen. Jedoch nach 2 Minuten Benommenheit hat er meine Hand, mit der ich weiter über der nun geschlossenen Abdeckung hantierte, sofort wieder attackiert. Ich musste die Arbeiten über dem Aquarium abbrechen, da das Männchen immer wieder gegen die Deckscheibe krachte.
Die Geschlechter sind äußerlich eher schwer zu unterscheiden. Die Männchen werden meist etwas größer als die Weibchen.
Farblich sind C. amazonarum nicht gerade der Hammer, jedoch wenn man sie näher betrachtet, sind sie mit ihrer kontrastreichen Zeichnung und ihren orangefarbenen Brustflossen doch hübsche Pfleglinge.
Aus meinen ursprünglich 12 erworbenen Tieren
(5-6 cm Länge) haben sich drei Paare gefunden. Ein Paar hat bereits nach zwei Wochen, noch im Quarantänebecken, auf einem flachen Stein abgelaicht. Ich habe die Eier nicht gezählt; es waren aber sicher mehr als 100 (bei späteren Gelegen hatte ich dann einmal so an die 300 Stück gezählt).
Nach 2 Tagen (bei 25° C) schlüpften die Larven aus den Eiern.
Bei 30° C erfolgt der Schlupf der Larven bereits nach 1,5 Tagen. Diese wurden von den Eltern sofort in eine schon vorbereitete Grube transportiert und dort bis zum Aufschwimmen bewacht und befächelt. Beide Elterntiere beteiligten sich bei mir gleichberechtigt an der Bewachung des Geleges. Es stand immer einer der beiden über dem Gelege und anschließend über der Larvengrube, während der andere die übrigen Aquarieninsassen auf Distanz hielt.
Nach dem Freischwimmen der Jungen standen beide Eltern meistens mitten im Schwarm und holten Ausreißer immer wieder zurück.
Die Mitbewohner des Aquariums (Geophagus sp.„Orange Head“) hatten bis dahin zumeist akzeptiert, dass mit den wachsamen Eltern nicht zu Spaßen ist und hielten zum Schwarm einen Respektabstand. Somit wurden sie auch nicht mehr weiter behelligt. Das von den Eltern verteidigte Revier belegte so zwischen 30 und 40 cm² Bodenfläche. Trotzdem verringerte sich die Zahl der Jungfische allmählich. Nicht alle Ausreisser wurden von den Eltern rechtzeitig in den Schwarm zurückgeholt.
Die Betreuung der Jungen endet meist nach zwei bis drei Monaten. Da waren dann aber nurmehr ein bis drei Jungtiere vorhanden, die dann jedoch als Konkurrenten verjagt wurden.
Ich habe bisher nie gezielt Junge aufgezogen. Abnehmer gibt es für diese netten, mittelgroßen Südamerikaner kaum. Dabei hätte es Cichlasoma amazonarum verdient, von mehreren Aquarianern gehalten zu werden.
Später hielt ich ein Paar lange Zeit mit Vieja synspila und Parachromis friedrichsthalii gemeinsam. Auch dort konnten sie über mindestens 2 Wochen einen Jungfischschwarm verteidigen. Da war dieses Paar jedoch schon auf 18cm (Männchen) und 12cm (Weibchen) herangewachsen. Sie waren beim Futter immer die Ersten, darum diese Übergröße.
Jedenfalls sind Cichlasoma amazonarum sehr interessante Beobachtungsobjekte, die ich über 7 Jahre in meinen Aquarien pflegte. Derzeit habe ich leider nur mehr ein altes Weichen übrig. Junge hatte ich ja nie großgezogen und irgendwann war es dann zu spät...
Verfasser: Adi Lang, A 00 6266