Angler hingegen, meist Nordamerikaner, bevorzugen den im Westen des Landes gelegenen Lago Yojoa (sprich Jochoa). Der See liegt zwischen den beiden Nationalparks Azul Meamber (528 qkm großes Nebelwaldgebiet) im Osten und Santa Barbara (321 qkm umfassendes Nebenwaldareal mit einem bis zu 2.744 m hoch aufragenden Gebirgsmassiv) im Westen. | |
Der Lage Yojoa ist nicht der größte See Honduras. Viel größer ist der etwa 30 km östlich beginnende El-Cajón-Stausee. Früher auch Stausee General Francisco Morazán genannt. Dieser See ist auf vielen Karten falsch eingezeichnet und wird vom Militär stark bewacht. Der von San Pedro Sula 75 km entfernt liegende Yojoa-See ist auf der Nationalstraße Nr. 5 in Richtung Tegucigalpa leicht zu erreichen. Er liegt auf einer Höhe von 635 m über dem Meeresspiegel und ist vulkanischen Ursprungs. Die Abmessungen betragen 16,5 km in der Länge und ca. 5,5 km in der Breite, was einer Fläche von rund 90 Quadratkilometer entspricht (er ist etwas größer als der Chiemsee in Bayern mit ca. 80 Quadratkilometer). Der See ist nur an wenigen Stellen zugänglich. Die flachen Ufer sind stark verschlammt.
Der natürliche Abfluss des Sees ist der nördlich des Flusses gelegene Rio Blanco, auch Rio Lindo genannt. Dieser ergießt sich dann über den Pulhapanzak-Wasserfall. Der Name Pulhapanzak geht auf die Sprache der einheimischen Lencas zurück und bedeutet „der Fall des weißen Flusses“. Das starke Rauschen der über 30 m hohen und je nach Niederschlagsmenge bis 12 m breiten Kaskade ist schon von Weitem zu hören.
Die um den See verteilten Unterkünfte lassen sich an einer Hand abzählen. Das bekannteste Hotel „Agua Azul Sierra Cortes“ befindet sich an der Nordflanke des Sees. In unmittelbarer Nähe, zwischen eines malerischen Zedernwäldchens gelegen, übernachtete unsere 4-köpfige Reisegruppe in einem der dort zahlreichen auf Stelzen stehenden Holzhäuschen. Das Haus war in mehreren Zimmern unterteilt und außerdem gab es dort, was in Honduras nicht selbstverständlich ist, heißes Wasser zum Duschen.
Der See selbst ist ein wahres Anglerparadies. Bevorzugt werden kapitale Forellenbarsche, die aus den südlichen U.S.A. hier im See eingebürgert wurden. Desweiteren große Tilapien in verschiedenen Farben, grau, weiß, orange oder auch einfach nur gescheckt.
Die ursprünglich aus Afrika stammenden Tilapien sind hier ihres schmackhaften Fleisches wegen sehr beliebt.
In den 1950ern wurde auch hier noch ein weiterer Cichlide ausgesetzt, den es ursprünglich nur in Nicaragua gab. Es handelt sich um Parachromis managuensis. Von ihm sahen wir zum Teil recht stattliche Tiere in Längen bis zu 50 cm.
Einheimische bieten ihre Fänge mit mäßigem Erfolg am Straßenrand den Vorbeifahrenden zum Kauf an. An Schnüren befestigt, baumelten Parachromis managuensis, Parachormis motaguensis, Cichlasoma urophtalmus. Diese drei Buntbarsch-
arten sind dort unter dem Namen „Guapote“ bekannt, was soviel wie großer Hübscher bedeutet. Tilapien und verschieden große Salmler werden ebenfalls von den Straßenverkäufer angeboten.
Die massenhaft im See vorkommenden Lebendgebärenden bewohnen ausnahmslos die seichten, stark erwärmten mit unter schilfbewachsenen Uferzonen und werden nicht befischt. Im See selbst darf nur mit einer Lizenz gefischt werden. Eine bewaffnete Patrouille, bestehend aus 5-Mann Besatzung in einem schnellen Motorboot, kontrollierten den gesamten See. Uns wurde unmissverständlich klargelegt, dass das Fischen mit Stell- und Wurfnetz für uns verboten sei. Gestattet wurde uns das Fangen von Fischen mit dem Kescher bis zu einer Gesamtlänge von 15 cm.
Schnorchelnd mit Handkescher unterwegs suchten wir den Uferbereich nach brutpflegenden Cichliden ab.
Neben Jungfischen von Parachromis motaguensis und „C.“ urophthalmus, erbeuteten wir auch noch junge Tilapien, meist von grauer Farbe.
Im Uferbereich bis etwa 2 m Tiefe ist Cryptoheros spilurus der häufigste Fisch. Selbst junge Paare unter 10 cm Länge verteidigen sehr aggressiv ihr Territorium gegen 20 oder 30 cm große Fische. Die flinken wendigen Cryptoheros spilurus sind gegenüber den großen Buntbarschen im Vorteil. Dem schnellen Angriff und Rückzug haben managuensis & Co. nichts entgegenzusetzen. Die größten Cr. spilurus die wir im See sahen, waren über 15 cm groß. Sie ernährten sich hauptsächlich von pflanzlichem Material. Unser mitgebrachtes Flockenfutter eines namhaften Herstellers wurde anfangs verschmäht und später nur zögerlich angenommen.
Das Fangen von Parachromis managuensis war erst nachts möglich. Dann lagen 10 bis 20 cm große Fische im flacheren Wasser des Uferbereichs und konnten relativ leicht gefangen werden. Natürlich waren Fische nicht die einzigen Tiere, die sich im und am See befanden. Erwähnt seien faustgroße Apfelschnecken, die im Schilfbereich des Sees anzutreffen waren, desweiteren eine große Krötenart, die uns durch ihr lautes Quaken nicht so ohne weiteres zur Ruhe kommen ließ. Aber mit einigen kühlen Cervezas konnte dem leicht abgeholfen werden.
Verfasser: Xaver Hofer D87 1972